subtleplague
03.04.2010, 18:41
Tagebuch eines Modefreeriders.
Ja ich gestehe: Ich bin ein Modefreerider. Jemand den Zorro aus tiefstem Herzen verabscheuen würde. Nie wurde es deutlicher als bei diesem Trip, der uns durch sämtliche angesagten Freeride Spots der Alpen führte. Nie sah ich mehr gleichgesinnte Modefreerider in Norrona Outfits, Fat-Ski-Bögelchenfahrende Loser oder C-Klasse Pros die gerade mal einen Ski von ihrem Sponsor abstauben konnten und auch nicht besser fahren als ich. Und niemals war ich mehr Internetstormchaser.
Angefangen hat mein Modefreeriderdasein mit der Idee nach La Grave zu fahren, um dort den Neuschnee der Weströmung zu nutzen. Angekommen in La Grave hatte der Neuschnee aber nicht die kleinste Lust die angekündigten 30-40cm zu sein, sondern eher 5-15cm. Dazu hatte es noch den klitzekleinen Nachteil, dass es bis 2000m quasi aper war. Da das Bisschen Neuschnee als Basis nicht ausreichen würde, um die weiteren Neuschneefälle zu genießen, war klar, dass wir woanders hin fahren müssen. Wie dennoch bei so wenig Neuschnee (auf hartgefrorener Basis) Stufe 4 sein konnte entzieht sich meinem Modefreeridergehirn. Mittelmässige Sicht und Killswitchs angebrochener Fuß (Unfälle im Badezimmer, nehmt euch in Acht!) liessen ohnehin nur zwei Abfahrten zu. Trifides 1 und 2 waren dank eingewehtem Schnee zwar nett, aber wer die bei Stufe 4 als erster befahren hatte verdient meinen Respekt, denn speziell Trifides 2 mit dem hängenden 40-45° Schneefeld oberhalb eines saftigen Cliffs würde ich nicht als erster fahren. Auch unsere 4. und 5. Spur hätte Munter sicher das Nackenhaar gesträubt, wenn er dabei gewesen wäre, aber ich als Modefreerider habe ja Avalung und ABS Backpack und brauche mich um so etwas Nichtiges wie Risikomanagement nicht mehr zu sorgen.
Neben den äusseren Faktoren spielte auch noch die unangenehme Überraschung, dass das Derby de La Meije in der selben Woche stattfinden sollte, bei unserer Abreiseentscheidung eine Rolle. Denn ungewaschene Telemarkhippies und andere total gut gelaunte Teilnehmer dieses „ultra-crazy“ Events stören meinen Sinn für modische Freeride Ästhetik.
Nach dieser Enttäuschung musste das Internet die nächste Destination festlegen, und nach den Schneemengen zu urteilen sollten wir in das Mekka eines jeden Modefreeriders pilgern. CHAMONIX! Yeah, denn da sind alle genauso cool wie ich. Und tatsächlich als ich den ersten coolen Ami/Neuseeländer/Schweden mit einem Longboard, kurzer Hose und flip flops durch die Einkaufsstrasse cruisen sah, wusste ich, ich bin endlich am Ziel. Daheim bei meinen Brüdern, den Moderfreeridern. Als wir ganz Szenetreu in der Gite Belvedere eincheckten fielen uns doch gleich die zwei anderen coolen Modefreerider in ihren orangen und grünen Klamotten auf. Zwar keine Saga Müllsäcke, Gangster Jackets oder Norröna, aber wenigstens die Farben stimmten. Die sind so cool die können ja nur aus dem Forum sein, dachte ich. Waren sie auch. Sick gechillt und dann überlegt wo wir zusammen fahren sollen. Aiguille oder Freeriden in Argentiere? Hmm erstmal freeriden und dann die Tage was cooles machen, denn Montags ist da sicher noch nicht soo viel los. AHHAHAHHA! Pustekuchen. 1 ½ h Wartezeit um auf diese dämliche Grand Montets zu fahren? Ich glaub es gibt einfach zu viele sicke Freeride-Dudes. Und viele haben mindestens eine Eisschraube für 40-60 Euro am Gurt, glänzend und Neu. Manche sogar Sportkletterexen :D. Und ALLE haben natürlich einen Rucksack, der zu klein für ein Seil ist. So weit so gut. Dann fahren sie aber weder Pas du Chevre oder eines der Couloirs zum Mer du Glace sondern gehen Freeriden. Und mal ehrlich so besonders ist das Gelände am Grand Montets ohne aufsteigen nun wirklich nicht. Naja einmal hinten und zwei mal vorne runter waren bei 30cm fresh schon ganz ok. Danach sind wir noch etwas für Photos rumgekrochen und Killswitch wartete mit Schmerzen im Fuss unten im Tal auf uns. Denn was ist ein MFR ohne Modephotos? Und die gab es sogar im besten Schnee des Tages!
Abends wurde dann das Wetter gecheckt und ganz im Stil von the Clash überlegt should I stay or should I go, denn nochmal Grand Montets wollte niemand. Da aber für spannende Sachen recht wenig Schnee da war und laut Mitbewohnern in der Gite die Abseilstelle im Cosmique anstelle von 25m ungefähr 80m lang sein sollte (wobei wir nicht wussten ob sie einfach nur unendliche Schisser waren), dachten wir daran einfach Powder fahren zu gehen.
Nächster Tag. Chamonix. Down Day. Yeah down day! Denn jeder Modefreerider hat von den Pros gehört, dass die auch immer down days haben an denen sie chillen und auf besseres Wetter warten. Also machen wir das auch! Der Tag bestand also im Wesentlichen aus in der Gite sitzen und Niederschlagsradar angucken, ob in Chamonix was kommt oder doch der Süden wie prognostitziert etwas bekommt.
Um 14 Uhr entschieden Killswitch und ich uns auf den Weg durch das Wallis zu machen um nach Andermatt zu fahren. Andermatt Yeah! Endlich noch so ein total crazy Freeride Hot Spot. Naja aber die 40cm waren einfach zu verlockend. Downhiller und Bruderdesdownhiller blieben noch in Chamonix. Und als wir durch starken Schneefall VOR der Autoverlade gut gelaunt aus dem Tunnel in Realp fahren wünschen wir, wir wären auch dort geblieben, denn 15cm in Cham sind besser als 1cm in Andermatt. Oh weh oh weh. Ullr warum hast du mich verlassen? Mich, deinen wahren Propheten? Ok wir sind dort, es ist spät. Also bleiben wir auch. Dann fahren wir eben am Mittwoch nach Hause.
Mittwoch:
Ihr erinnert euch an den Courmayeur Gangsta Report? Genau wie damals kommt wieder mein Skifahrmotto 09/10 zum Tragen das ich mir aus Galaxy Quest entliehen habe: „Niemals aufgeben, niemals kapitulieren“. Und tatsächlich oben auf dem Berg hat es 30-40cm Neuschnee gegeben. Im Tal hat es eben längere Zeit bis auf 1600/1800 geregnet. Tollerweise bietet warmer Schneekleber die Möglichkeit auch mal steilere Sachen zuzukleistern und so sehe die Gondellinien sehr Schmackhaft aus. Die Amtssprache in den ersten Gondeln ist Schwedisch und leider verpassen wir das Öffnen der 2. Sektion, aber es ist durchaus unterhaltsam den Norrona Ameisen beim verspuren der Hauptbowl zuzugucken. Wir vercruisen sie auch zwei Mal und stellen fest, dass Downhiller et Al. doch noch nach Andermatt gekommen sind, da kaum Neuschnee in Cham runter gekommen ist. Als Modefreerider Crew entscheiden wir uns dann das nette 35° Couloir zu fahren und direkt danach die spannenden Linien zu fahren. Pelle und Ore haben anscheinend die selbe Idee und wir sehen, dass die ersten spannenden Linien bereits beschwedet werden. Da wir aber modisch ästhetisch geschult sind, finden wir noch genügend unverspurte Sachen in den Gondelhängen bevor wir den Fat-Ski-bögelchen Fahrern ein paar mal ins Felsental folgen. Insbesondere Downhillers Bruder beeindruckt durch modisches Cliffdroppen. Der Schnee ist nicht überall perfekter Blower, aber tief und weich genug. Wieder muss ich mir ernsthaft Gedanken über das Risikomangement machen, denn für uns Modefreerider sind alle schönen Sachen bei dem ausgegebenen 3er kaum runterzureduzieren. Einzig allein der „Schwedeneffekt“ lässt mich meist hinein fahren, denn wenn die Hänge ständig beackert werden…… Einmal ist es uns aber tatsächlich zu heikel, da wir nicht wirklich ein hängendes, konvexes Schneefeld queren wollen und gehen, ich für meinen Teil an die Felsen geklammert, wieder zurück. Während ich eine gute Kelle (Modeclimber Jargon für guter Griff) halte Hopse ich ein paar Mal mit den Ski auf und ab. Als sich ein 10cm Spalt im Schnee öffnet werde ich leicht panisch. Insbesondere, da sich in dieser Linie anscheinend nicht nur die 30-40cm Neuschnee in Bewegung setzen wollen, sondern auch die 50cm vom Freitag vorher. Ok. Unschlaue Aktion. Ich krabbele also über die Felsen zurück und merke mir: Dieser Hang wird wohl eher selten beschwedet.
Modisches schmankerldes Tages: Nachdem Downhiller seine Brille verloren hatte haben wir ihm zu einer orangen Brille passend zur Jacke geraten. Wir sind schon schicke Schlingel wir Modefreerider :D
Donnerstag:
Ja nu.. schlechtes Wetter. SLF und Konsorten sagen 10-20cm vorraus. Nix machen und Modisch sein, oder old school Nebelhacken gehen? Naja Gott sei dank hat die nette Reisgruppe keine Lust auf mieses Wetter und nen Tagespass für 25 CHF schlägt kein Modefreerider aus. Nachdem wir bis 15 Uhr durch den Nebel gestochert sind, und erfreut festgestllt haben, dass es oben wohl eher 20-30cm als 10 sind reisst es um drei noch auf und der Tag endet versöhnlich.
Freitag in kürze: Bluebird. 30cm mit ohne Wind. Gas gegeben. Ähnlicher Tagesverlauf wie Mitwoch. Ich bin endlich auch mal wieder ein modisches Cliff gesprungen wie man das in Funk und Fernsehen sieht und das sogar aus einer Linie heraus. Es lohnt sich doch wenn man Sachen bereits ein paar Tage zuvor angetestet hat. Getoppt wurde ich aber von unserem Topdropper der sich schmerzfrei mit einer 50cm Punktlandung neben einem eher unfreundlich aussehenden Felsen aus 6m Höhe den Tagessieg geholt hat. (nein, die Bilder sind leider unscharf bzw. nicht existent, aber wer würde einem Modefreerider schon Misstrauen ;) ). Spannend waren jedoch auch die Tagesoffenbarungen, denn eine sozialistische Ressourcenumverteilung ist dringend nötig wenn jemand sich in der Gondel beschwert, dass man ja heute nichts mehr für sein Geld bekäme, während man Ende der80er in St. Moritz für 5000 DM doch eine ganze Woche in einem 5 Sterne Hotel Ski fahren konnte.
Ihr meint das wäre doch jetzt etwas albern wegen so etwas den Kommunismus zu fordern? Nein es wird noch besser. Denn als er dann seinem Kumpel vom HeliSkiing in BC erzählte wurde es einfach offensichtlich, was für ein Verschwendung das Geld an solche Leute ist, denn er erzählte wie geil es war in einen Hang 150 Schwünge zu setzen und das ganze zu fünft in V-Formation! :D Ok wer jetzt nicht für Sozialismus ist dem kann nicht geholfen werden. Mal ehrlich ich hätte mit dem Geld mehr vom Heliskiing gehabt. Aber nein Herr Westerwelle es bekommt nicht der den Heli, der ihn verdient, sondern der der in V-Formation fahren will. Ergo Revolution und Umverteilung zu meinen Gunsten!
Von der Mode Atmossphäre her war es klasse denn mit meinem Grzimek Naturfilmer Norrona Tarn-Outfit passte ich perfekt in die wilde Bergszenerie und ihre bunt schillernde autochthone Fauna. Sie behandelten mich fast wie einen der Ihren, nur als sie merkten, dass ich kein schwedisch kann und mein Wikinger nur aufgebügelt war, ist die Herde vor mir geflohen.
Theorie 1: Es gibt eine Norrona Quelle in Skandinavien aus der man schöpfen kann. Gegen diese Theorie spricht jedoch, dass auch der reiche Trendschweizer an sich damit fährt und seine Landsmänner von Mammut anscheinend darben lässt.
Theorie 2: Die Leute haben zu viel Geld. Lösung: siehe Gondelgespräch.
Viel Spaß mit den visuellen Belanglosigkeiten. Und ja, wir sind keine Meisterphotographen, da wir immer das beste verpasst und oder unscharf geschossen haben. Ich hoffe der Ausschuss hier weis dennoch zu gefallen.
In diesem Sinne mit modischen Grüßen
Euer subtle.
Downhiller: Modisch auf den Hüpfer zu.
http://www.plaguefilms.com/easter10/web1.jpg
Mini Linien in Chamonix wo es eiegntlich um die großen Linien get. Jaja das Paradox ist uns wohl bewusst..
http://www.plaguefilms.com/easter10/web2.jpg
Dennoch machen sie auch dort spass...
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Letztlich geht es doch nur darum gut auszusehen...
http://www.plaguefilms.com/easter10/web4.jpg
und einen leuchtenden Steeze Trail durch die Luft zu zaubern und den Schatten unter sich zurückzulassen ;)
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Ganz im Sinne der Ästhetik landetder Modefreerider immer an der Licht-Schattengrenze ;)
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In Andermatt gibt es mehr Mode, mehr Speed und geileren Spray...
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Man ist unter sich und kann Großzügig Platz verbrauchen. (Naja wenn man vor den 20 Schweden da ist :D ) .....
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Steil ist geil......
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jetzt gehn wir ins Detail. (oh weh ich zitiere Fettes Brot...mein Leben ist a einem schrecklichen Wendepunkt).
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Jaja ich gebe es zu.. es gibt deswegen keine bilder von mir weil ich viel zu viel Angst vor solchen Hängen habe. NIEMALS MEHR ALS 30°! nicht weil die Kamera unscharf war oder gar der Photomensch ungünstig saß.... ;)
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Photographieren: ausreichend. Powderboards: Mangelhaft? :D
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Diese perspektive des Felsentals ist wohl eine, die der Famlienvater an sich, der dort auch gerne fährt (ohne Ausrüstug selbstverständlich, aber mit geliehenem Megawatt! :D ), eher selten sehen dürfte.
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diese auch nicht, aber nur deswegen, weil er etwa ein drittel so schnell fährt.
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Hier würde der durchschnittliche Felsentalfahrer auch nur mehr zufällig runterfallen ;)
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ein Pseudpowderphoto in schlechter Belichtung passt aber gut zum Felsental udn zu mir als Modefreerider. In diesem Sinne: Hasta Luego und ein frohes Nörröna miteinander!
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Ja ich gestehe: Ich bin ein Modefreerider. Jemand den Zorro aus tiefstem Herzen verabscheuen würde. Nie wurde es deutlicher als bei diesem Trip, der uns durch sämtliche angesagten Freeride Spots der Alpen führte. Nie sah ich mehr gleichgesinnte Modefreerider in Norrona Outfits, Fat-Ski-Bögelchenfahrende Loser oder C-Klasse Pros die gerade mal einen Ski von ihrem Sponsor abstauben konnten und auch nicht besser fahren als ich. Und niemals war ich mehr Internetstormchaser.
Angefangen hat mein Modefreeriderdasein mit der Idee nach La Grave zu fahren, um dort den Neuschnee der Weströmung zu nutzen. Angekommen in La Grave hatte der Neuschnee aber nicht die kleinste Lust die angekündigten 30-40cm zu sein, sondern eher 5-15cm. Dazu hatte es noch den klitzekleinen Nachteil, dass es bis 2000m quasi aper war. Da das Bisschen Neuschnee als Basis nicht ausreichen würde, um die weiteren Neuschneefälle zu genießen, war klar, dass wir woanders hin fahren müssen. Wie dennoch bei so wenig Neuschnee (auf hartgefrorener Basis) Stufe 4 sein konnte entzieht sich meinem Modefreeridergehirn. Mittelmässige Sicht und Killswitchs angebrochener Fuß (Unfälle im Badezimmer, nehmt euch in Acht!) liessen ohnehin nur zwei Abfahrten zu. Trifides 1 und 2 waren dank eingewehtem Schnee zwar nett, aber wer die bei Stufe 4 als erster befahren hatte verdient meinen Respekt, denn speziell Trifides 2 mit dem hängenden 40-45° Schneefeld oberhalb eines saftigen Cliffs würde ich nicht als erster fahren. Auch unsere 4. und 5. Spur hätte Munter sicher das Nackenhaar gesträubt, wenn er dabei gewesen wäre, aber ich als Modefreerider habe ja Avalung und ABS Backpack und brauche mich um so etwas Nichtiges wie Risikomanagement nicht mehr zu sorgen.
Neben den äusseren Faktoren spielte auch noch die unangenehme Überraschung, dass das Derby de La Meije in der selben Woche stattfinden sollte, bei unserer Abreiseentscheidung eine Rolle. Denn ungewaschene Telemarkhippies und andere total gut gelaunte Teilnehmer dieses „ultra-crazy“ Events stören meinen Sinn für modische Freeride Ästhetik.
Nach dieser Enttäuschung musste das Internet die nächste Destination festlegen, und nach den Schneemengen zu urteilen sollten wir in das Mekka eines jeden Modefreeriders pilgern. CHAMONIX! Yeah, denn da sind alle genauso cool wie ich. Und tatsächlich als ich den ersten coolen Ami/Neuseeländer/Schweden mit einem Longboard, kurzer Hose und flip flops durch die Einkaufsstrasse cruisen sah, wusste ich, ich bin endlich am Ziel. Daheim bei meinen Brüdern, den Moderfreeridern. Als wir ganz Szenetreu in der Gite Belvedere eincheckten fielen uns doch gleich die zwei anderen coolen Modefreerider in ihren orangen und grünen Klamotten auf. Zwar keine Saga Müllsäcke, Gangster Jackets oder Norröna, aber wenigstens die Farben stimmten. Die sind so cool die können ja nur aus dem Forum sein, dachte ich. Waren sie auch. Sick gechillt und dann überlegt wo wir zusammen fahren sollen. Aiguille oder Freeriden in Argentiere? Hmm erstmal freeriden und dann die Tage was cooles machen, denn Montags ist da sicher noch nicht soo viel los. AHHAHAHHA! Pustekuchen. 1 ½ h Wartezeit um auf diese dämliche Grand Montets zu fahren? Ich glaub es gibt einfach zu viele sicke Freeride-Dudes. Und viele haben mindestens eine Eisschraube für 40-60 Euro am Gurt, glänzend und Neu. Manche sogar Sportkletterexen :D. Und ALLE haben natürlich einen Rucksack, der zu klein für ein Seil ist. So weit so gut. Dann fahren sie aber weder Pas du Chevre oder eines der Couloirs zum Mer du Glace sondern gehen Freeriden. Und mal ehrlich so besonders ist das Gelände am Grand Montets ohne aufsteigen nun wirklich nicht. Naja einmal hinten und zwei mal vorne runter waren bei 30cm fresh schon ganz ok. Danach sind wir noch etwas für Photos rumgekrochen und Killswitch wartete mit Schmerzen im Fuss unten im Tal auf uns. Denn was ist ein MFR ohne Modephotos? Und die gab es sogar im besten Schnee des Tages!
Abends wurde dann das Wetter gecheckt und ganz im Stil von the Clash überlegt should I stay or should I go, denn nochmal Grand Montets wollte niemand. Da aber für spannende Sachen recht wenig Schnee da war und laut Mitbewohnern in der Gite die Abseilstelle im Cosmique anstelle von 25m ungefähr 80m lang sein sollte (wobei wir nicht wussten ob sie einfach nur unendliche Schisser waren), dachten wir daran einfach Powder fahren zu gehen.
Nächster Tag. Chamonix. Down Day. Yeah down day! Denn jeder Modefreerider hat von den Pros gehört, dass die auch immer down days haben an denen sie chillen und auf besseres Wetter warten. Also machen wir das auch! Der Tag bestand also im Wesentlichen aus in der Gite sitzen und Niederschlagsradar angucken, ob in Chamonix was kommt oder doch der Süden wie prognostitziert etwas bekommt.
Um 14 Uhr entschieden Killswitch und ich uns auf den Weg durch das Wallis zu machen um nach Andermatt zu fahren. Andermatt Yeah! Endlich noch so ein total crazy Freeride Hot Spot. Naja aber die 40cm waren einfach zu verlockend. Downhiller und Bruderdesdownhiller blieben noch in Chamonix. Und als wir durch starken Schneefall VOR der Autoverlade gut gelaunt aus dem Tunnel in Realp fahren wünschen wir, wir wären auch dort geblieben, denn 15cm in Cham sind besser als 1cm in Andermatt. Oh weh oh weh. Ullr warum hast du mich verlassen? Mich, deinen wahren Propheten? Ok wir sind dort, es ist spät. Also bleiben wir auch. Dann fahren wir eben am Mittwoch nach Hause.
Mittwoch:
Ihr erinnert euch an den Courmayeur Gangsta Report? Genau wie damals kommt wieder mein Skifahrmotto 09/10 zum Tragen das ich mir aus Galaxy Quest entliehen habe: „Niemals aufgeben, niemals kapitulieren“. Und tatsächlich oben auf dem Berg hat es 30-40cm Neuschnee gegeben. Im Tal hat es eben längere Zeit bis auf 1600/1800 geregnet. Tollerweise bietet warmer Schneekleber die Möglichkeit auch mal steilere Sachen zuzukleistern und so sehe die Gondellinien sehr Schmackhaft aus. Die Amtssprache in den ersten Gondeln ist Schwedisch und leider verpassen wir das Öffnen der 2. Sektion, aber es ist durchaus unterhaltsam den Norrona Ameisen beim verspuren der Hauptbowl zuzugucken. Wir vercruisen sie auch zwei Mal und stellen fest, dass Downhiller et Al. doch noch nach Andermatt gekommen sind, da kaum Neuschnee in Cham runter gekommen ist. Als Modefreerider Crew entscheiden wir uns dann das nette 35° Couloir zu fahren und direkt danach die spannenden Linien zu fahren. Pelle und Ore haben anscheinend die selbe Idee und wir sehen, dass die ersten spannenden Linien bereits beschwedet werden. Da wir aber modisch ästhetisch geschult sind, finden wir noch genügend unverspurte Sachen in den Gondelhängen bevor wir den Fat-Ski-bögelchen Fahrern ein paar mal ins Felsental folgen. Insbesondere Downhillers Bruder beeindruckt durch modisches Cliffdroppen. Der Schnee ist nicht überall perfekter Blower, aber tief und weich genug. Wieder muss ich mir ernsthaft Gedanken über das Risikomangement machen, denn für uns Modefreerider sind alle schönen Sachen bei dem ausgegebenen 3er kaum runterzureduzieren. Einzig allein der „Schwedeneffekt“ lässt mich meist hinein fahren, denn wenn die Hänge ständig beackert werden…… Einmal ist es uns aber tatsächlich zu heikel, da wir nicht wirklich ein hängendes, konvexes Schneefeld queren wollen und gehen, ich für meinen Teil an die Felsen geklammert, wieder zurück. Während ich eine gute Kelle (Modeclimber Jargon für guter Griff) halte Hopse ich ein paar Mal mit den Ski auf und ab. Als sich ein 10cm Spalt im Schnee öffnet werde ich leicht panisch. Insbesondere, da sich in dieser Linie anscheinend nicht nur die 30-40cm Neuschnee in Bewegung setzen wollen, sondern auch die 50cm vom Freitag vorher. Ok. Unschlaue Aktion. Ich krabbele also über die Felsen zurück und merke mir: Dieser Hang wird wohl eher selten beschwedet.
Modisches schmankerldes Tages: Nachdem Downhiller seine Brille verloren hatte haben wir ihm zu einer orangen Brille passend zur Jacke geraten. Wir sind schon schicke Schlingel wir Modefreerider :D
Donnerstag:
Ja nu.. schlechtes Wetter. SLF und Konsorten sagen 10-20cm vorraus. Nix machen und Modisch sein, oder old school Nebelhacken gehen? Naja Gott sei dank hat die nette Reisgruppe keine Lust auf mieses Wetter und nen Tagespass für 25 CHF schlägt kein Modefreerider aus. Nachdem wir bis 15 Uhr durch den Nebel gestochert sind, und erfreut festgestllt haben, dass es oben wohl eher 20-30cm als 10 sind reisst es um drei noch auf und der Tag endet versöhnlich.
Freitag in kürze: Bluebird. 30cm mit ohne Wind. Gas gegeben. Ähnlicher Tagesverlauf wie Mitwoch. Ich bin endlich auch mal wieder ein modisches Cliff gesprungen wie man das in Funk und Fernsehen sieht und das sogar aus einer Linie heraus. Es lohnt sich doch wenn man Sachen bereits ein paar Tage zuvor angetestet hat. Getoppt wurde ich aber von unserem Topdropper der sich schmerzfrei mit einer 50cm Punktlandung neben einem eher unfreundlich aussehenden Felsen aus 6m Höhe den Tagessieg geholt hat. (nein, die Bilder sind leider unscharf bzw. nicht existent, aber wer würde einem Modefreerider schon Misstrauen ;) ). Spannend waren jedoch auch die Tagesoffenbarungen, denn eine sozialistische Ressourcenumverteilung ist dringend nötig wenn jemand sich in der Gondel beschwert, dass man ja heute nichts mehr für sein Geld bekäme, während man Ende der80er in St. Moritz für 5000 DM doch eine ganze Woche in einem 5 Sterne Hotel Ski fahren konnte.
Ihr meint das wäre doch jetzt etwas albern wegen so etwas den Kommunismus zu fordern? Nein es wird noch besser. Denn als er dann seinem Kumpel vom HeliSkiing in BC erzählte wurde es einfach offensichtlich, was für ein Verschwendung das Geld an solche Leute ist, denn er erzählte wie geil es war in einen Hang 150 Schwünge zu setzen und das ganze zu fünft in V-Formation! :D Ok wer jetzt nicht für Sozialismus ist dem kann nicht geholfen werden. Mal ehrlich ich hätte mit dem Geld mehr vom Heliskiing gehabt. Aber nein Herr Westerwelle es bekommt nicht der den Heli, der ihn verdient, sondern der der in V-Formation fahren will. Ergo Revolution und Umverteilung zu meinen Gunsten!
Von der Mode Atmossphäre her war es klasse denn mit meinem Grzimek Naturfilmer Norrona Tarn-Outfit passte ich perfekt in die wilde Bergszenerie und ihre bunt schillernde autochthone Fauna. Sie behandelten mich fast wie einen der Ihren, nur als sie merkten, dass ich kein schwedisch kann und mein Wikinger nur aufgebügelt war, ist die Herde vor mir geflohen.
Theorie 1: Es gibt eine Norrona Quelle in Skandinavien aus der man schöpfen kann. Gegen diese Theorie spricht jedoch, dass auch der reiche Trendschweizer an sich damit fährt und seine Landsmänner von Mammut anscheinend darben lässt.
Theorie 2: Die Leute haben zu viel Geld. Lösung: siehe Gondelgespräch.
Viel Spaß mit den visuellen Belanglosigkeiten. Und ja, wir sind keine Meisterphotographen, da wir immer das beste verpasst und oder unscharf geschossen haben. Ich hoffe der Ausschuss hier weis dennoch zu gefallen.
In diesem Sinne mit modischen Grüßen
Euer subtle.
Downhiller: Modisch auf den Hüpfer zu.
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Mini Linien in Chamonix wo es eiegntlich um die großen Linien get. Jaja das Paradox ist uns wohl bewusst..
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Dennoch machen sie auch dort spass...
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Letztlich geht es doch nur darum gut auszusehen...
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und einen leuchtenden Steeze Trail durch die Luft zu zaubern und den Schatten unter sich zurückzulassen ;)
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Ganz im Sinne der Ästhetik landetder Modefreerider immer an der Licht-Schattengrenze ;)
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In Andermatt gibt es mehr Mode, mehr Speed und geileren Spray...
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Man ist unter sich und kann Großzügig Platz verbrauchen. (Naja wenn man vor den 20 Schweden da ist :D ) .....
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Steil ist geil......
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jetzt gehn wir ins Detail. (oh weh ich zitiere Fettes Brot...mein Leben ist a einem schrecklichen Wendepunkt).
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Jaja ich gebe es zu.. es gibt deswegen keine bilder von mir weil ich viel zu viel Angst vor solchen Hängen habe. NIEMALS MEHR ALS 30°! nicht weil die Kamera unscharf war oder gar der Photomensch ungünstig saß.... ;)
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Photographieren: ausreichend. Powderboards: Mangelhaft? :D
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Diese perspektive des Felsentals ist wohl eine, die der Famlienvater an sich, der dort auch gerne fährt (ohne Ausrüstug selbstverständlich, aber mit geliehenem Megawatt! :D ), eher selten sehen dürfte.
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diese auch nicht, aber nur deswegen, weil er etwa ein drittel so schnell fährt.
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Hier würde der durchschnittliche Felsentalfahrer auch nur mehr zufällig runterfallen ;)
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ein Pseudpowderphoto in schlechter Belichtung passt aber gut zum Felsental udn zu mir als Modefreerider. In diesem Sinne: Hasta Luego und ein frohes Nörröna miteinander!
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